Welches Vorfach ist am besten?

Welches Vorfach für welchen Hardbait?

Jeder hat sie sich schon einmal gestellt und die meisten Angelforen im Internet sind voll davon – die Rede ist von der Vorfachfrage! Diese Frage wurde mit Sicherheit bereits unzählige Male beantwortet, dennoch soll sie hier ein weiteres Mal erörtert werden. Der Grund ist einfach: Besonders Einsteiger und hardbait-unerfahrene Angler kommen schnell ins Grübeln, wenn der Fangerfolg nach den ersten Versuchen ausbleibt. Man fragt sich, was genau man falsch macht und beginnt zu zweifeln, ob sich mit der angewendeten Technik überhaupt etwas erreichen lässt. Dabei richten sich diese Zweifel in erster Linie gegen den Köder, den man ohne großen Aufwand gegen einen anderen tauschen kann. Bleibt der Fangerfolg aber weiterhin aus, steht als nächstes regelmäßig das Vorfach in der Kritik. Fische ich zu auffällig? Ist das Vorfach zu lang? Oder doch zu kurz? Zu steif? Zu flexibel?…

Vorwort

Es gibt viele Möglichkeiten, an ein brauchbares Vorfach zu kommen. Der eine kauft sich seine Vorfächer „ready-to-fish“, während der andere lieber selbst Hand anlegt und möglichst alles in Eigenregie herstellt. Aber welches Vorfach ist am besten für den Einsatz von Hardbaits? Das lässt sich so pauschal leider nicht sagen, denn so vielfältig wie die verfügbaren Vorfach-Materialien, so vielfältig sind auch die Einsatzmöglichkeiten unserer Kunstköder, woraus sich stets unterschiedliche Anforderungen, an das jeweils bestgeeignete Vorfach ergeben.

Doch selbst im Hinblick auf eine spezielle Anwendung, scheiden sich die Geister an der Frage nach dem Nonplusultra, denn auch hier hat jeder Raubfischangler seine eigenen Präferenzen und Vorlieben. Dabei kann man seine Prioritäten auf verschiedene Eigenschaften fokussieren.

Vorfach-Materialien und ihre Eigenschaften

Durch den Umstand, dass es heutzutage viele verschiedene Materialien gibt, aus denen sich Vorfächer herstellen lassen, können sich diese Vorfächer in ihren Eigenschaften deutlich voneinander unterscheiden. Dabei erben sie in erster Linie die Fähigkeiten ihres „Eltern-Materials“, wobei es auch bei gleichem Material durchaus Unterschiede durch eine entsprechende Verarbeitung geben kann. Prinzipiell hat man als Angler die Wahl zwischen mehreren „Eigenschaftsextremen“, aus deren Pool man sich bedienen kann, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Dabei muss man stehts abwägen und Kompromisse eingehen, denn keine Eigenschaft ist in ihrem Extrem besonders fängig, bzw. vernünftig. Es ist wie immer: Prinzipien versagen in der Regel in ihrer Radikalität 🙂 . Hier also eine kleine Übersicht über die gängigsten Materialien und deren Eigenschaften als Vorfach für den Raubfischfang:

Stahlvorfach

Das Stahlvorfach ist mit Sicherheit der unangefochtene Klassiker unter den Vorfächern und in der Raubfischangelei bereits seit Großvaters Zeiten im Einsatz. Hierbei handelt es sich tatsächlich um einen kleinen Draht aus Stahl, wobei dieser Draht heutzutage nicht mehr monofil, also aus einer Faser, sondern in der Regel aus mehreren Fasern zusammengesetzt ist. Fast so wie ein kleines Mini-Stahlseil. Warum sollte man sich ein kleines Mini-Stahlseil vor den Köder schalten? Ganz einfach – damit unser Köder nicht abreisst!

Die Haupteigenschaft von Stahl liegt dabei natürlich auf der Hand: Es ist ziemlich stabil und hat selbst stärksten Fischen ordentlich etwas entgegenzusetzen. Hierbei geht es aber selbstverständlich nicht um Zugkräfte (schließlich müsste man dann im besten und stabilsten Falle eine Stahl-Hauptschnur fischen…), sondern um die Gefahr, die von scharfen Fischzähnen ausgeht. Denn selbst kleine Hechte sind in der Lage, dickere Kunststoffschnüre mühelos durchzuschneiden. Das ist zum einen bitter für die Raubfischanglergeldbörse, vor allem bedeutet es aber auch, dass ein Fisch in Zukunft wahrscheinlich mit zugetackertem Wobbler-Maul durch die Gegend schwimmen muss…

Ein Stahlvorfach
Ein herkömmliches Stahlvorfach mit Ummantelung, so wie ich es zum Fischen mit leichten Hardbaits benutze

Ohne Licht, kein Schatten – ohne Schatten kein Licht: Neben diesem großartigen Vorzug von Stahl gibt es allerdings auch einige Nachteile, die dieses Material zum Vorfachbau mitbringt. Bei aller Stabilität ist es nämlich leider auch relativ sichtig, also vermutlich auch von Fischen schneller zu entdecken und „durchschauen“. Zudem ist ein kleiner Draht natürlich in der Regel auch nicht besonders flexibel, jedenfalls im Vergleich zu den Alternativen. Das muss allerdings nicht immer ein Nachteil sein, denn manche Montagen erfordern auch ein relativ steifes Vorfach. Außerdem gibt es mittlerweile auf dem Markt hervorragende Produkte, die sich aus vielen kleinen Drähten zusammensetzen, sodass man auch hier eine tolle „Geschmeidigkeit“ erreichen kann.

Der Handel hat sich dafür ein schlüssiges Bezeichnungssystem ausgedacht. So gibt es 1×1, 1×7, 1×19 und 7×7 Stahlvorfächer zu kaufen. Dabei wird klar, aus wievielen Strängen sich ein Vorfach zusammensetzt: 1mal1 = 1 Draht (eigentlich faktisch nicht auf dem Markt verfügbar). 1mal7 = 1 Draht aus 7 kleinen Drähten. Dann 1mal19 = 1 Draht aus 19 kleinen Einzeldrähten. Und 7mal7 = 1 Draht aus sieben Drähten, die wiederum aus 7 Einzeldrähten bestehen. Hierbei gilt logischerweise: Je mehr Einzeldrähte, desto höher die Flexibilität.

Titanvorfach

Neben dem typischen Stahlvorfach hat man die Wahl, auch noch zu einem anderen, metallischen Vorfachmaterial zu greifen: Titan. Eigentlich sollte es wohl eher Titan-Nickel heißen, denn reines Titan wäre wohl als Vorfachmaterial viel zu spröde und nicht zu gebrauchen.

Titan hat als Vorfachmaterial gegenüber Stahl einige Vorteile. So hat ein solches Vorfach so gut wie keinen „Memory-Effekt“: Wenn ein größerer Fisch auf einem herkömmlichen Stahlvorfach „rumgekaut“ hat, ist das Vorfach danach in der Regel für die Tonne. Wird ein Stahlvorfach geknickt oder verdreht, bleibt diese Stelle in der neuen geknickten Form erhalten. Das ist einerseits optisch nicht schön und verändert auch den Köderlauf von kleineren Hardbaits, andererseits ist ein solches Vorfach allerdings auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko, denn an „Memory“-Stellen ist die Bruchgefahr des Stahls deutlich erhöht.

Auch wenn das Titanvorfach nicht so knickanfällig ist, wie das herkömmliche Stahlvorfach: Unzerstörbar ist es deshalb nicht, auch wenn es extrem lange zu fischen ist. Auch hier gibt es wieder eine Schattenseite: Denn die Beschädigungen sind bei einem Stahlvorfach eben aufgrund des genannten Memory-Effektes besonders gut sichtbar, was bei einem Titanvorfach leider nicht der Fall ist…

Ein Titanvorfach
Titan ist so robust und formstabil, dass man es sogar knoten kann – Sieht zwar seltsam aus, aber hält…

Neben der langen Lebensdauer ist aber manchmal auch gerade die hohe Formstabilität gewünscht und ein dicker Pluspunkt der Titan-Montagen. Allerdings gibt es auch hier, genau wie beim Stahl, verschiedene „Strangversionen“ zu kaufen. Bei Titan tatsächlich nicht ungewöhnlich ist ein 1×1 Vorfach, das also wirklich nur aus einem einzigen Draht besteht. Ansonsten gibt es aber auch hier 1×7, das noch deutlich weicher ist, da ja hier gleich „Seven Strands“ verarbeitet sind. Auch höhere Verflechtungen mit noch mehr Strängen sind möglich, aber schwer zu bekommen und unheimlich teuer.

Damit sind wir auch schon beim größten Nachteil vom Titan angekommen: Der Preis. Im Prinizp gibt es keinen vernünftigen Grund, Stahl statt Titan zu fischen, denn Titan ist dem Stahl in den meisten Eigenschaften einfach faktisch überlegen. Wenn da der Preis nicht wäre… Titan ist nämlich nahezu unverschämt teuer! Das lohnt sich zwar in der Regel, da sich die Haltbarkeit ja auch entsprechend vergrößert, aber ein, zwei oder drei Hänger mit Abriss tun hier dann auch richtig weh…

Fluorocarbonvorfach

Fluorocarbon ist ein relativ neues Material aus Kunstoff. Mittlerweile ist es wohl nicht mehr aus dem Vorfachbau wegzudenken, wobei es eigentlich nur eine geringfügig verbesserte Monofil-Schnur ist: Ein Fluorocarbon-Vorfach ist im Gegensatz zu einem Mono-Vorfach in gleicher Stärke ein wenig „unsichtbarer“, dafür aber auch bedeutend unflexibler und weniger tragkräftig. Dafür hat es aber auch nur einen besonders geringen „Memory-Effekt“.

Der große Vorteil, bzw. Grund dafür, dass man als Angler Vorfächer aus Kunstoff einsetzt (sei es FC oder stinknormales Mono) ist zum einen die verringerte Sichtbarkeit: Im Vergleich zu Metallvorfächern sind Kunststoffe schlicht fast unsichtbar, aber dennoch von Fischen gut wahrnehmbar. Das FC unsichtbar sei, ist schlichtweg eine Marketinglüge. Zum anderen ist dieses Material aber auch um ein Vielfaches günstiger, als Stahl- oder gar Titanvorfächer. Dabei spart man nicht nur am Material selbst, sondern kann in der Regel auch auf Zubehör wie Klemmhülsen oder ein entsprechende Klemmhülsenzange verzichten.

Ein Vorfach aus Fluorocarbon
Ein Vorfach aus Fluorocarbon ist zwar weniger sichtbar, aber auch weniger hechtsicher…

Des einen Materials Vorteil, ist gleichzeitig natürlich auch des anderen Materials Nachteil: Zwar ist FC deutlich schlechter sichtbar, dafür ist es aber auch mehr als bedeutend weniger tragkräftig und abriebsfest, als ein entsprechend großes Titan oder Stahlvorfach. Dadurch eignet sich ein Vorfach aus Fluorocarbon vernünftigerweise eigentlich nur dann, wenn man Hechtbisse in einem Gewässer sicher ausschließen kann. Nur wer auf Barsch, Döbel und Co. fischen möchte, kann den Einsatz dieses Materials als Raubfischangler rechtfertigen, denn Hechtzähne durchschneiden auch dickes FC mühelos.

Es mag sein, dass ein Abriss durch Zähne bei sehr dicken Durchmessern nicht mehr besonders wahrscheinlich ist. Hat man es jedoch mit entsprechendem Material zu tun, sind aufgrund des großen Durchmessers der Schnur längst alle Vorteile verspielt. Dieses Material ist alles andere als unauffällig (jedenfalls im Vergleich zu Metal in gleicher Tragkraft) und auch nicht mehr besonders günstig…

Hardmonovorfach

Hardmono ist kein Fluorocarbon, sondern eine besonders „harte“ Nylon-Monofilschnur, wie es der Name bereits sagt. Dennoch unterscheiden sich diese bedien Materialien optisch ersteinmal nur geringfügig durcheinander. Was jedoch sofort auffällt ist, dass Hardmono im Vergleich zu FC etwas „sichtiger“ daherkommt. Außerdem ist es sehr steif und nur sehr schwer in Form zu bringen. Das merkt man spätestens dann, wenn man ein Vorfach von der Meterspule ablängt oder eines aus der Vorfachtasche entnimmt und erstmal damit beschäftigt ist, die „gekringelte“ Schnur halbwegs gerade zu bekommen…

Ein Argument für die Verwendung von Hardmono zum Raubfischfang ist meistens der extrem günstige Preis. Hier schneidet das Hardmono im Vergleich zu anderen gängigen Materialien mit Abstand am besten ab, eigentlich ist nur eine „normale“ Monofilschnur günstiger. Desweiteren ist ein Vorfach aus Hardmono sehr gut abriebsfest und stabil, sodass es auch relativ lange halt- und fischbar bleibt.

Ein Hardmono-Vorfach
Ein Vorfach aus Hardmono eignet sich gut Wels-Montagen

Hier hören für viele Angler die Vorteile des Materiales dann aber auch schon wieder auf und auch Hardmono bringt seine Schwächen mit: Zwar mag manchmal ein steifes Vorfach von Vorteil sein (z.B. beim Schleppangeln und fischen mit den Crankbaits), es gibt allerdings auch genügend Angeltechniken, die das Gegenteil erfordern. Wenn man also nicht nur mit harten Vorfächern fischen möchte, kommt man ohnehin nicht um die Anschaffung eines zweiten Materials herum, sodass man das Preisargument hier schon nicht mehr voll gelten lassen kann.

Auch ist es so, das Hardmono zwar relativ durchbiss-, also hechtsicher ist, allerdings erst in einem großen Durchmesser. Je größer der Vorfachdurchmesser, desto auffälliger, steifer und unflexibler das Vorfach. Das bedeutet bei dem ohnehin schon sehr steifen Hardmono, dass sich kleiner und leichteste Hardbait oder Gummiköder nicht mehr optimal führen lassen, weil das grobe Vorfach den Köderlauf negativ beeinflusst.

Auch die Verarbeitung des Materials beim Vorfachbau ist nicht einfacher oder unkomplizierter, als das bei anderen Materialien der Fall wäre: Zwar kann man das Material noch einigermaßen (aber eher schlecht als recht) knoten, solange der Durchmesser nicht zu groß ist, das ist mit Sicherheit aber auch nicht angenehmer, als kurz ein anderes Material zu quetschen.

Vorfach-Eigenschaften

Nun, da man die wichtigsten Materialien und ihre Eigenschaften kennt, kann man sich theoretisch die gewünschten Eigenschaften „rauspicken“ und schon hat man ein geeignetes Vorfach. Das klappt aber leider tatsächlich nur in der Theorie, denn praktisch gibt es leider kein Vorfach, dass die drei wichtigsten Eigenschaften im Extrem vereint: Extrem haltbar, extrem günstig und extrem unsichtbar. ;-( Außerdem gibt es leider auch nicht ein Universal-Vorfach, dass für alle verfügbaren Angeltechniken gleichermaßen gut funktioniert.

Man muss sich hier also in der Regel auf einen Kompromiss einlassen, denn die „eierlegende Wollmilchsau“ gibt es unter den Vorfächern leider auch noch nicht. Gerade dies dürfte Einsteiger und unerfahrenen Anglern zu schaffen machen, denn ohne Erfahrungswerte ist es natürlich besonders schwierig einzuschätzen, welche Eigenschaften eines Vorfaches für welchen Angelstil zu bevorzugen und wichtig sind und welche eben nicht.

MaterialFlexibilitätSichtigkeitBissfestigkeitPreis
Stahlvorfachje nach „Stranganzahl“eher hoch, da nicht lichtdurchlässigsehr hochgünstig, jedoch teurer als FC
Titanvorfachje nach „Stranganzahl“ eher hoch, da nicht lichtdurchlässigsehr hochdeutlich teurer als Stahl
Fluorocarbonvorfachflexibel, allerdings nur bei geringem Durchmesserbeinahe transparent,
jedoch in Abstimmung mit der gewünschten Bissfestigkeit vom Durchmesser abhängig
niedrig, jedoch abhängig vom Durchmessergünstig, jedoch teurer als HM
Hardmonovorfachnicht besonders flexibelsichtiger als FC, aber immer noch unauffälliger als Stahl; Durchmesserabhängigniedrig, jedoch abhängig vom Durchmessergünstigstes Material

Biss- und Abriebsfestigkeit

Auch wenn es hier leider wirklich viele andere Meinungen gibt: An oberster Stelle der Prioritäten Liste sollte bei wirklich jedem Angler die Stabilität des Vorfachs stehen! Angler sind Naturschützer und handeln waidgerecht, nach einem etablierten Ehrenkodex. Dieser verlangt von uns den pfleglichen und sorgsamen Umgang mit Fischen und dazu gehört selbstverständlich auch, dass wir es unter keinen Umständen riskieren dürfen, einen gehakten Fisch mitsamt Vorfach und Köder zu verlieren!

Hierfür spielt natürlich auch die passende Tragkraft eine Rolle, diese ist in der Regel allerdings sekundär. Primär sollten wir beim Raubfischfang darauf achten, dass unser Vorfach zunächst „hechtsicher“ ist, jedenfalls dann, wenn in unserem Gewässer mit Hechtfängen zu rechnen ist. Das sind die verschiedenen Materialien mit zunehmender Tragkraft irgendwann automatisch, da mit der Tragkraft ja auch der Durchmesser der Schnur zunimmt. Die Frage ist hier dann allerdings, ob man dann mit bestimmten Materialien überhaupt noch fischen möchte: Hardmono und Fluorocarbon sind leider erst ein einem sehr großen Durchmesser tatsächlich hechtsicher (rund um den Millimeter…), sodass man hier eigentlich die Vorzüge dieser Materialien verspielt hat, wenn man sie nun noch einsetzt.

Was die Abriebsfestigkeit angeht, so kann man diese Eigenschaft einigermaßen vernachlässigen, wenn man ausschließlich mit Hardbaits angeln möchte. Diese Eigenschaft verhindert, dass sich das Vorfachmaterial an Steinen, oder scharfen Kanten von Muschelbänken, etc. aufscheuert. Mit unserem Hardbait selbst, haben wir in der Regel keinen Grundkontakt, die einzige Gefahr geht hier vom Drill aus, je nach Gewässerbeschaffenheit und Fluchtmöglichkeiten. Hier kann das Vorfachs schnell an scharfen Kanten durchgescheuert werden! Da wir aber ohnehin ein möglichst hechtsicheres und bissfestes Vorfach fischen, ist unser Vorfach automatisch meist ebenso besonders abriebsfest.

Klares Gewinner in dieser Disziplin ist und bleibt das Stahlvorfach, bzw. das Titanvorfach: Kein Material ist bei gleichem Durchmesser bissfester und abriebsfester…

Flexibilität

Vorfächer können entweder flexibel, also sehr beweglich oder unflexibel, also besonders steif gestaltet werden. Diese Vorfacheigenschaft ist besonders für den jeweiligen Angelstil wichtig. Hier gibt es also im Prinzip keine „Richtig“ oder „Falsch“, allerdings ist die passende Auswahl für die gewünschte Köderführung von erheblicher Wichtigkeit: Für ein Fischen mit größeren Hardbaits beispielsweise emfpiehlt es sich, ein möglichst steifes Vorfach zu verwenden. Dadurch werden Verwicklungen beim Auswerfen und das Einsammeln des eigenen Vorfaches vermieden. Bei kleineren Hardbaits ist erfahrungsgemäß das Gegenteil der Fall. Hier kann ein zu steifes, grobes Vorfach den Köderlauf ruinieren, weshalb hier ein feines Material von Vorteil ist.

Welche Köderführung durch welche Art von Vorfach begünstigt wird, ist dabei oftmals Erfahrungssache. Allerdings gibt es auch hier ein Art Faustregel: Je flexibler sich ein Köder bewegen soll, desto flexibler sollte auch das Vorfach sein. Besonders weiche Vorfächer eignen sich daher gut für ein Fischen mit Gummiködern und Softbaits, während man bei der Verwendung von Hardbaits meist mit einem etwas steiferem Material besser beraten ist.

Natürlich darf man auch hier nicht vergessen waidgerecht zu bleiben – Priorität hat die Stabilität des Vorfaches! Um ein besonders flexibles Vorfach zu erhalten, sollte man beispielsweise nicht mit geflochtener Schnur als Vorfach experimentieren, sondern bei Hechtbestand stets auch hechtsicher fischen.

In den meisten Fällen bedeutet dies, dass in der Regel ein weiches 7×7 Stahlvorfach zum Angeln mit Gummifisch und kleinen Wobblern benutzt wird. Zum Schleppangeln oder dem Fischen mit Hardbaits wird von vielen Anglern das steifere Titan-, ein 1×7 Stahl- oder auch ein entsprechend dickes Hardmonovorfach bevorzugt. Besteht in dem Gewässer keine Chance auf Hechtfänge, kann man auch auf Flourocarbon zurückgreifen, das im Prinzip weder besonders weich, noch besonders steif ist.

Sichtbarkeit

Wie gut oder schlecht ein Vorfach zu sehen ist, ist selbstverständlich ebenfalls eine wichtige Vorfacheigenschaft: Mit weniger sichtigem Material kann man mehr Fische fangen, als mit der Benutzung von groben, auffälligen Vorfächern. Diese machen viele Fische tatsächlich mißtrauisch und die Anzahl der Bisse sinkt. Dies spielt in den meisten trüben Gewässern eine nicht allzugroße Rolle, kann aber in klaren Gewässern den entscheidenden Unterschied machen…

Dennoch sollte man die die Sichtigkeit eines Vorfaches niemals über die Tragkraft und Bissfestigkeit stellen, denn man gewinnt absolut nichts, wenn man zwar mehr Fische hakt, sie aber im schlechtesten Fall nicht landen kann und verangelt! Hinsichtlich der Eingangsfrage „Welches Vorfach ist am besten?“, ist es trotzdem immer wieder die Sichtigkeit eines Vorfaches, die früher oder später die Diskussion bestimmt. Dabei ist die Frage in dieser Hinsicht eigentlich leicht zu beantworten:

An Gewässern ohne Hechtbestand oder anderen scharfzähnigen Raubfisch ist Fluorocarbon das Material mit der geringsten Sichtbarkeit. Es ist keinesfalls unsichtbar, wie oftmals als Verkaufsargument vorgetragen, aber trotzdem etwas unauffälliger als gewöhnliche Mono-Schnur. Ist das Vorfach durch Zähne gefährdet, kommt für die meisten Angler nur noch Stahl oder Titan in Frage. Die Begründung ist logisch: Stahl ist von allen Materialien das stabilste und hat bei höchster Tragkraft den geringsten Durchmesser. Natürlich ist es deutlich auffälliger als FC oder Mono, allerdings nur solange man diese Alternativen in Durchmessern fischt, in denen sie keinesfalls hechtsicher sind. Hechtsicheres Fluorocarbon ist unstabiler und mindestens genauso auffällig wie ein Stahlvorfach!

Preis

Für viele Angler ist auch der Preis eines Vorfachs entscheidend für den Gebrauch. Hier muss man tatsächlich ein „leider“ in den Satz einbauen, denn blöderweise sind alle günstigen Materialien lange nicht so sicher und haltbar, wie verhältnismäßig teures Material. Die einzige Ausnahme bildet hier eigentlich das Hardmono, welches allerdings von vielen Anglern abgelehnt wird: Es nicht so strapazierfähig wie Stahl und weist bei ähnlicher Trakgraft einen viel größeren Querschnitt auf. Dazu ist das Material besonders steif und in den Anwendungsmöglichkeiten also einigermaßen eingeschränkt.

Für welches Material man sich letzten Endes auch entscheiden mag: Der Preis sollte vernünftigerweise das letzte Entscheidungskriterium sein. Schließlich ist das Vorfach das schwächste Glied in der Kette, die Qualität sollte also gerade hier passend ausgewählt sein!

Zudem spricht man bei den Anschaffungskosten ja auch nicht von Unsummen, auch wenn es zweifelsfrei günstige und verhältnismäßig teure Varianten gibt. Aber: Wer ohnehin regelmäßig angeln geht und bereits entsprechend teures Tackle besitzt und ständig upgraded, der hat sicherlich längst begriffen, dass das Angeln (wie auch alle anderen Hobbies), bei entsprechend leidenschaftlichem Betrieb, eben ein kostspieliges Hobby ist und sollte gerne dazu bereit sein, hier auch noch ein paar wenige Euro für passende Vorfächer einzuplanen. Ruten und Rollen stehen hier sicherlich in keinem Vergleich…

Angelt man hingegen nur sporadisch, sollte einem die kleine Investition erst recht nicht besonders viel ausmachen, hier sind die angeschafften Mengen dann ja auch entsprechend lange vorhaltend.

Mein Lieblings-Stahlvorfach ist das 7Strand Pike Wire von Drennan
Eine Quetschhülsenzange braucht man, möchte man selbst quetschen
Stroft FC 2 ist eine gute Wahl, wenn es doch mal Fluorocarbon sein muss

Fazit

Tja, wie schon eingangs erwähnt: Die Frage nach dem richtigen Vorfach für die Angelei mit Hardbaits ist leider tatsächlich wohl nur immer wieder zu erörtern, aber nicht pauschal zu beantworten. Je nach persönlichem Geschmack und gewünschten Materialeigenschaften bei der jeweils eingesetzten Angeltechnik, bzw. dem genutzten Köder, empfehlen sich schlichtweg individuell unterschiedliche Vorfachtypen.

Um dem Einsteiger vielleicht doch noch ein bisschen unter die Arme greifen zu können, macht es vielleicht Sinn, noch kurz die Vor- und Nachteile bestimmter Vorfacheigenschaften für bestimmte Hardbaits und deren Führungsstile aufzuführen, wobei es sich hierbei auch nur um meine persönlichen Präferenzen handelt, vermutlich bzw. mit Sicherheit gibt es hier auch andere Meinungen. Den Rest muss dann die (eigene) Erfahrung erledigen, die sich im Laufe der Zeit automatisch einstellt… 🙂 .

Eins noch kurz vorweg – Ich benutze kein FC oder Hardmono! Die Gründe habe ich weiter oben schon aufgeführt: Für mich gibt es überhaupt keinen Grund, so unstabil zu fischen. Ich war auch noch nie an einem Gewässer (mit Ausnahme vom Forellenpuff vielleicht) in dem es zwar Barsche, aber keine Hechte oder Zander gibt oder aber die Barsche derart zickig waren, dass sie nicht auch auf ein Stahl- oder Titanvorfach gebissen hätten. Das Risiko eines Abrisses gehe ich da nicht ein, nur um vielleicht noch einen Barsch mehr zu fangen. Mit Hardmono sieht es da ähnlich aus, hier fällt das Argument der geringen Sichtigkeit für mich überhaupt nicht ins Gewicht, weil das ganze erst ab einem Durchmesser wirklich „al-dente“ ist, bei dem sogar ein blinder Fisch das Vorfach genauso schnell erkennen müsste, wie ein gleich bissfestes Metallvorfach…

Jetzt, da für mich persönlich ja nur noch Metall im Rennen ist, mache ich es mir beim Fischen mit Hardbaits eigentlich ganz einfach: Wann auch immer der Köder einfach nur „geradeaus“ laufen muss, ist ein stabiles, steifes Vorfach für mich völlig in Ordnung und sogar von Vorteil. Damit verheddert sich nichts beim Auswurf und alles bleibt schön in der Spur.

Beim Angeln mit „komplizierteren“ Techniken, die ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl und einen geschmeidigeren Führungsstil erfordern, nehme ich dann auch gerne ein geschmeidiges Vorfach. Das verbessert den Köderlauf enorm und macht auch realistische Bewegungen möglich. 🙂

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