Was ist überhaupt ein Hardbait?

Das ist ein Hardbait

Für alle, die ihren Angelschein vielleicht gerade erst gemacht haben und das Wort „Hardbait“ nocht nie gehört haben, geht’s hier ganz von vorne los! Alle reden von den Dingern und fangen damit Raubfische, aber was ist das eigentlich, ein Hardbait?

TLDR: „Hardbait“, das wird mehr oder weniger Synonym für „Wobbler“ gebraucht. Ein Wobbler ist ein künstlicher Köder aus Kunststoff oder ähnlich hartem Material. Dieser Köder simuliert, durchs Wasser gezogen, einen Futterfisch, den der zu fangende Raubfisch fressen soll.

Begriffsklärung

Natürlich unterliegt unser Hobby keiner DIN-Norm, nichtsdestotrotz haben sich im Laufe der Zeit viele Fachbegriffe in der Angelszene entwickelt, unter denen alle Angler das gleiche verstehen. Jedenfalls meistens 🙂 .

Einer dieser Begriffe ist die Bezeichnung „Hardbait“. Dieser Begriff ist zwar nicht normiert, wird aber in aller Regel synonym für eine bestimmte Art von Angelködern benutzt. Dafür muss man als Laie wissen, dass das Klischee vom Regenwurm am Angelhaken in der modernen Angelei längst nicht mehr so häufig bedient wird, wie man sich das als Außenstehender vielleicht ausmalt. Heutzutage gibt es eine Vielzahl verschiedener Angelköder. Einige sind weiterhin natürlichen Ursprungs (den guten alten Wurm benutzt man selbstverständlich immer noch! 🙂 ), andere sind von „künstlicher Natur“, also menschengemacht. Innerhalb der Kunstköderfamilie haben sich über die Jahre zwei Grundbegriffe eingebürgert, welche die Kunstköder nochmals in zwei große Gruppen teilen. Das sind zum einen die sogenannten „Softbaits“ und zum anderen eben die Hardbaits.

Wenn man auch nur ein kleines bißchen aus dem Schulunterricht in Englisch mitgenommen hat, kommt man nun eigentlich schnell auf die Unterschiede dieser beiden Ködergruppen. Bait = Köder, soft = weich, hard = hart. Bei den sogenannten Softbaits handelt es sich also um weiche und bei den Hardbaits um harte Köder. Das ist in diesem Fall durchaus wörtlich gemeint. Softbaits bestehen in der Regel aus Gummi, bzw. Gummimischungen, während Hardbaits in der Regel aus Kunststoff oder Holz gefertigt werden.

Hardbait = „harter Köder“

Streng genommen müsste man nun natürlich sagen, dass alle Kunstköder, die nicht weich sind (Spinner, Blinker, Pilker, etc.) konsequenterweise zu den Hardbaits gezählt werden müssten. Mein Empfinden ist jedoch, dass es vielleicht theoretisch so sein mag, aus irgendeinem Grund das Wort Hardbait jedoch faktisch eigentlich nur für Wobbler benutzt wird. (Falls das in Eurer Community anders ist, lasst es mich wissen!). Wie auch immer: Im Folgenden und auch in allen anderen Posts dieser Website, werde ich das Wort Hardbait einfach weiterhin synonym für Wobbler benutzen und vice versa 🙂 .

So weit, so gut. Aber was genau ein Hardbait jetzt ist, wird man als Beginner unter Umständen nun immer noch nicht wissen. Jedenfalls nicht, wenn man nicht weiss, was ein Wobbler ist. Das wird allerdings auch dem Ahnungslosesten spätestens dann klar, wenn er die Entstehungsgeschichte der Hardbaits gehört hat. Denn um die Erfindung des Wobblers rank sich eine griffige Legende aus Skandinavien, sozusagen die „Wobbler-Edda“ 😉 . Ob es sich wirklich so zugetragen, ist natürlich eine andere Frage, aber wissenswert und unterhaltsam ist sie allemal…

Die Erfindung des Hardbaits

Den Bau des ersten Wobblers und somit auch die Erfindung des gesamten Ködergenres, beansprucht seit vielen Jahren die Firma Rapala aus Finnland für sich. Hier pflegt man seit Jahr und Tag die Geschichte, die sich in den 1930er Jahren zugetragen haben soll. Die Hauptrolle hierbei spielt Lauri Rapala, der dann 1936 auch das heute weltweit bekannte und erfolgreiche Unternehmen gegründet hat.

Lauri Rapala wurde 1905 geboren und war zum Zeitpunkt des Geschehens also knapp 30 Jahre alt. Als hungriger Fischer war am Lake Paijanne in Finnland unterwegs. Während er sich den Kopf darüber zerbrach, wie er mehr Fische fangen, mehr Geld mit nach Hause bringen und weniger Zeit mit dem Bestücken von Köderleinen verbringen konnte, machte er eine interessante Beobachtung, die sein Leben verändern sollte: Er beobachtete, dass Raubfische immer und immer wieder in die Schwärme von Futterfisch schossen, um sich die schwächsten und verwundeten Fische einzuverleiben.

Raubfische fressen andere Fische – Eine simple Erkenntnis, der wir die Erfindung der Hardbaits zu verdanken haben…

Das brachte ihm die zündende Idee! Wenn er in der Lage wäre, einen Köder herzustellen, der eben diese verwundeten Futterfische imitieren konnte, wäre das ein Köder mit Fanggarantie!

Also griff er zu seinem Schnitzmesser (laut Legende das Messer eines Schusters) und begann mit seinen ersten Versuchen. Der Durchbruch gelang ihm schließlich in Form eines Prototypen aus einem Korken. Diesen verkleidete er mithilfe einer Stanniol-Folie (eine Zinnfolie, die damals als Verpackungsmaterial für Schokolade diente – heute wird das aus Kostengründen natürlich aus Aluminium gemacht…). Das Ganze fixierte er schließlich mit geschmolzenen Fotonegativen, weil er schlichtweg keinen Lack zur Verfügung hatte. Fertig war der erste Wobbler! (Den es als Rapala Original Floater übrigens immer noch zu kaufen gibt!)

Wobbler imitieren Futterfische

Hardbaits sollen also Futterfische imitieren, und den Raubfisch auf diese Weise zum Zubeißen bewegen. Dies tun sie in der Regel nicht von alleine, sondern natürlich durch die entsprechend realitistischen Bewegungen. Hierfür ist natürlich in erster Linie der Angler zuständig, wobei jeder Wobbler bereits eine „Grundbewegung“ mitbringt, die einfach konstruktionsbedingt „einprogrammiert“ ist. Dabei unterscheiden sich die meisten Wobbler mehr oder weniger stark voneinander, nicht nur in dieser Grundbewegung (im Fachjargon auch „Aktion“ genannt), sondern natürlich auch im Aussehen.

Während es zur Zeit von Lauri Rapala wohl nur das Original von Rapala gab, sind im Laufe der Zeit natürlich auch viele andere Köderhersteller auf den Zug aufgesprungen. Schießlich ließ und lässt sich mit Angelködern eine ganze Menge Geld verdienen. (Rapala verkauft heute jährlich etwa 20 Millionen Kunstköder und erzielte 2012 einen Umsatz von 290,7 Mllionen Euro…)

Heute gibt es daher eine Vielzahl unterschiedlichster Wobbler-Modelle in charakteristischen Ausprägungen, sodass man nicht mehr nur von dem Hardbait sprechen kann. Stattdessen haben sich auch hier wieder unterschiedliche Fachbegriffe entwickelt, die ähnlich konstruierte und funktionierende Hardbaits kategorisieren. Das Grundprinzip ist jedoch bei allen dieser Kunstköder gleich oder zumindest ähnlich.

Wie ist ein Hardbait aufgebaut?

Trotz der vielen Unterschiede, die sich im Verlaufe der Wobblerentwicklung herauskristallisiert haben, sind in ihrem Kern alle verschiedenen Typen doch ähnlich. So haben beispielsweise alle Hardbaits einen harten Körper, ja auch schon weiter oben erläutert.

Die Korkenbauweise von Herrn Rapala hat sich nicht durchgesetzt. Die modernen Kunstköder sind heute aus leichten Hölzern oder Kunststoffen gefertigt. Balsaholz ist hier aufgrund seiner geringen Dichte sehr beliebt, zudem lässt es sich sehr leicht bearbeiten und in Form bringen. Höherpreisige Hardbaits werden hingegen fast durchweg aus ABS-Kunststoffen hergestellt.

Ein klassischer Hardbait

Während die Urform der Wobbler einer kleinen Elritze glich, sind bei den Körpern moderner Hardbaits die unterschiedlichsten Formen erhältlich. Es gibt große und kleine, dicke und dünne, langgestreckte und hochrückige, bauchige und gedrungene Formen, und, und, und… Wie in der Natur auch, herrscht hier eine große Vielfalt, den schließlich fressen Raubfische auch nicht nur Elritzen 🙂 .

An diesem Körper sind nun eine Reihe von Dingen montiert, damit der Köder auch funktioniert. Zunächst sind da natürlich die Haken, an denen der zubeissende Fisch hängen bleiben soll. Diese sind in der Regel an kleinen Sprengringen angebracht, die wiederum an entsprechenden Ösen am Wobblerkörper sitzen. Diese Ösen sind meistens aus einem Draht geformt, der durch den kompletten Körper läuft, damit sich bei Belastung nicht plötzlich eine Öse abreisst und mit dem Fisch auf Tauschstation geht.

Körper, Haken und Tauschschaufel

Je nach Ködergröße, kann die Hakenanzahl natürlich varieren. So tragen kleine Hardbaits (beispielsweise für Forellen oder Döbel) oftmals nur einen einzigen Haken am Heck. Wobbler, die für den Fang größerer Fische (z. B. Barsch und Hecht) gedacht sind, besitzen dagegen meistens mindestens zwei, manchmal sogar drei Hakenösen inklusive Haken. Auch die Ausführung der Haken ist unterschiedlich: Hechtköder, Welswobbler oder Zanderhardbaits werden gerne mit Drilingen ausgeliefert, während für kleine Raubfische auch Einzelhaken völlig ausreichend sind.

Was neben allen Selbstverständlichkeiten jedoch sofort ins Auge fällt, ist die sogenannte Tauchschaufel. Zwar haben dieses Ding nicht alle Wobbler, die meisten Hardbaits jedoch schon. Bei der Tauschaufel handelt es sich um eine Art „Löffel“, der am Kopf des Köders befestigt ist. Dieses Bauteil sorgt im Zusammenspiel mit der jeweiligen Körperform für die Ködereigene Aktion. Die Kunststofflippe verdrängt Wasser, sobald der Köder Fahrt aufnimmt (durch einkurbeln). Dadurch wird dieser in eine Art „Schaukelbewegung“ versetzt, die (wenn auch stark stilisiert) an die Schwimmbewegung eines Fisches erinnert.

Der gleiche Köder erreicht mit einer anderen Tauchschaufel eine ganz andere Lauftiefe! Linker Chubby ca. 50 Zentimeter, rechter Chubby ca. 2,00 Meter…

Die Ausprägung der Tauchschaufel bestimmt dabei wichtige Faktoren. So ist beispielsweise die Frequenz der Schaukelbewegung abhängig von der Schaukelgestaltung. Außerdem richtet sich auch die Tauchtiefe eines Köders nach der Ausprägung des Schäufelchens. Ist die Tauchschaufel beispielsweise eher lang und wenig abgewinkelt, spricht dies für einen eher tiefen Köderlauf, während eine kurze, abgewinkelte Schaufel das genaue Gegenteil, also einen eher flachen Lauf des Wobblers bewirkt.

Der Rest ist mehr oder weniger Beiwerk. Viele Wobbler haben neben diesen Grundbestandteilen noch Rasseln im Körper, kleine Metallblättchen an den Haken, Propeller, Federn, UV-aktive Bemalungen, und, und, und. Für die Funktion spielt das allerdings nur eine untergeordnete Rolle, doch sorgen diese Dinge für zusätzliche Reize beim Zielfisch.

Wie funktioniert ein Hardbait

Die Funktion ist bei allen Wobblern gleich: Man möchte mit dem Kunstköder einen Schlüsselreiz produzieren, der den Raubfisch zum Zubeißen bewegt. Hängt man den Köder an die Schnur, wirft ihn aus und kurbelt man ihn wieder ein, entstehen durch Tauchschaufel und Körperform spezifische Aktionen. Diese sehen für einen Menschen eigentlich nur entfernt wie echte Fischbewegungen aus, Raubfische sind hier allerdings ein bisschen einfacher gestrickt.

Durch die Bewegung des Köders im Wasser ergibt sich für Fische nämlich nicht nur der optische Reiz. Vielmehr werden durch die Wasserbewegung auch Druckwellen produziert. Diese Druckwellen können Fische fühlen, da sie über einen „Sinn“ verfügen, der dem Menschen fehlt. Sie besitzen nämlich das sogenannte Seitenlinienorgan, das sozusagen einen Ferntastsinn bereitstellt. Damit können die Fische den Köder also auch wahrnehmen, wenn sie überhaupt nicht sehen.

Viele Hardbaits machen sich das zunutze: Während Lauri Rapala noch den Anspruch hatte, eine möglichst realistische Imitation eines Futterfischchens herzustellen, gibt es heute Unmengen von Wobblern, die einfach nur eine möglichst auffällige Druckwelle produzieren möchten, um vom Raubfisch wahrgenommen zu werden. Dazu dienen dann auch oftmals die erwähnten Rasselkugeln, Blinkerplättchen und andere „Anbauten“. Die Motive des Bisses sind in diesem Fall dann auch nicht immer Hunger, sondern teilweise auch einfach nur Drohgebärden oder territoriale Aggression.

Das heisst jedoch nicht, dass es nicht mehr modern wäre, besonders naturgetreue Ködermodelle auf den Markt zu bringen. Selbstverständlich ist es auch weiterhin sehr gut möglich, den Zielfisch durch eine gute Imitation von Beute zu täuschen und so zu fangen. Auch wird die Druckwelle, bzw. die Aktion bei modernen Kunstködern nicht immer und zwangsläufig durch eine Tauchschaufel erzeugt. Viele Modelle verzichten auf diese Schaufel, sodass die Aktion lediglich über die richtige Führungstechnik des Hardbaits hervorgerufen wird.

Fazit

Lange Rede, kurzer Sinn: Ein Hardbait ist ein harter Köder aus Kunststoff, Holz, o.ä., der im Grunde genommen einen Fisch imitieren und den Raubfisch zum anbeißen bewegen soll. Es gibt allerdings nicht nur DEN Hardbait, sondern ganz schön viele verschiedene. Aber bei allen Unterschieden, welche die einzelnen Köder dieses Genres mit sich bringen, haben sie doch eines gemeinsam: Sie fangen Raubfische! Und das zuverlässig!

Allerdings: Die Kunst ist hier, zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Köder am Wasser zu haben (und dann im besten Fall auch noch damit umzugehen können), denn nicht alle Köder funktionieren an allen Gewässern oder unter allen Bedingungen gleich gut. Aber sonst wäre es ja auch zu leicht… 😉

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