Hardbaits und die richtige Führung

Hardbaits und Führung

Verschiedene Hardbaits erfordern unterschiedliche Führung

Unser Hobby ist einfach toll: Bei Wind und Wetter können wir uns naturverbunden ans Wasser begeben und die ursprünglichsten Atmosphären genießen. Klar, das Angeln ist um seiner selbst Willen eine tolle Art und Weise, Zeit in der Natur zu verbringen. Aber machen wir uns nichts vor: Die meisten von uns bringen neben ihrem Tackle vor allem den Fangvorsatz mit ans Wasser! Ist ja auch logisch, wir angeln ja schließlich alle nicht nur zum Spaß 😉 …

Der Fachhandel hat das natürlich auch längst erkannt. Er erfindet sich hier gezwungenermaßen jede Angelsaison neu und mittlerweile gibt es nicht nur einen künstlichen Fisch als Köder, sondern eine schiere Kunstköderflut, die den Markt für unser Hobbyzubehör überschwemmt. Das mag in der Hauptsache natürlich dem Geschäftssinn der Hersteller geschuldet sein, wer selbst angelt weiss jedoch, dass es nie falsch ist, genügend Optionen am Wasser zu haben. Denn tatsächlich sind die Ködervorlieben der Raubfische mindestens genauso individuell verschieden, wie die der Angler!

So viele verschiedene Ködertypen es gibt, so viele Art und Weisen der Handhabung gibt es auch. Im Laufe der Zeit haben sich unterschiedliche Führungstechniken für unterschiedlich konzipierte Hardbaits entwickelt. Dabei ist längst nicht jede Führung für alle Hardbaits gleichermaßen geeignet! Nur wer seinen Köder auch korrekt „bedienen“ kann, schöpft das gesamte Potential seines Hardbaits aus und erhöht dadurch seine Chancen auf einen Fang enorm.

Angeltechniken und Führungsstile

Natürlich gibt es für den Angelsport kein offizielles Regelwerk, wie es bei anderen Sportarten der Fall ist. Klar, es gibt selbstverständlich einen wichtigen gesetzlichen Rahmen, in dem wir uns als Angler bewegen müssen! Gemeint ist, es gibt im Prinzip kein richtig oder falsch, was den persönlichen Angelstil betrift. Die verschiedenen Angeltechniken sind nicht normiert und erlaubt ist, was letzten Endes den Erfolg bringt, denn: „Wer fängt hat Recht!“. 🙂

Es ist gut, wenn man experimentiert und einen eigenen Stil entwickelt, denn naturgemäß würden unsere Zielfische sich vermutlich sowieso nicht an menschengemachten Führungsnormen orientieren, selbst wenn es welche gäbe. Und oft genug sind es bei der Führung von Hardbaits kleine, persönliche Feinheiten, die über Erfolg und Mißerfolg entscheiden können.

Trotzdem haben sich natürlich einige „Grundführungsstile“ für Kunstköder entwickelt, die jeder Angler beherrschen und kennen sollte. Im Laufe der Angelgeschichte sind diese auch mit Fachbegriffen belegt worden, die im folgenden kurz erläutert werden sollen.

Durchkurbeln, Einleiern, Cranken

Ok, für den einen oder anderen mag das trivial erscheinen, aber der Vollständigkeit halber sei es trotzdem erwähnt 🙂 . Außerdem sieht man ja gerade als Einsteiger auch oftmals den Wald vor lauter Bäumen nicht und denkt ein bisschen zu kompliziert…

Durchkurbeln, Einleiern oder Cranken (engl. to crank = kurbeln), das ist tatsächlich die Grundlage Nummer 1 und eigentlich auch die Ködertechnik, die man instinktiv als erstes an den Tag legt, wenn man vorher noch nie einen Hardbait gefischt hat. So einfach wie es klingt, so einfach ist es auch: Der Köder wird ausgeworfen und eingekurbelt. Fertig.

Was in diesem Fall mit unserem Köder passiert, ist mindestens genauso einfach zu erraten: Er schwimmt auf uns zu. Dabei ist die Wobblergeschwindigkeit logischerweise gleich der Kurbelgeschwindigkeit, wobei es hier natürlich einen Unterschied macht, was für einen Schnureinzug unsere Rolle hinlegt. Der ist nämlich keineswegs bei jeder Rolle gleich, d.h. jede Rolle kurbelt pro Umdrehung unterschiedlich viele Zentimeter Schnur auf.

Durch das simple Einkurbeln von Hardbaits entsteht ein extrem monotoner und gleichmäßiger Köderlauf. Diesen bestimmt der Wobbler selbst durch seine Konstruktion. Hierbei spielt also vor allem die Körperform und insbesondere die Ausprägung der Tauchschaufel eine Rolle.

Einfach mal durchkurbeln bringt oftmals Fisch!
Abwechslungsreiche Monotonie

Monotonie ist dabei übrigens nichts Schlechtes! Je nach Beißlaune der Fische wollen die Jungs nämlich genau das, weshalb es auch überhaupt nicht verwerflich ist, auf eine vielleicht nicht unbedingt hochgradig anspruchsvolle Angeltechnik wie das Cranken zurückzugreifen, denn auch hier fangen sich die Fische nicht von selbst!

Natürlich ist man beim Durchleiern von Wobblern nicht an eine bestimmte „richtige“ Geschwindigkeit gebunden und kann mal langsam und mal schneller einholen, die Geschwindigkeit innerhalb eines Wurfes variieren oder den Köder ab und zu auch einfach ein paar Sekunden „stehen lassen“ („Stop & Go“). Das ist ganz davon abhängig, wie unser Zielfisch seine Beute am Angeltag präsentiert haben möchte und in der Regel zunächst geheim, bis man den ersten Fisch gefangen hat! Es lohnt sich also auszuprobieren…

Das Durchleiern funktioniert übrigens mit fast allen Hardbaits! Namensgebend und federführend sind hier natürlich die sogenannten Crankbaits, die genau für diese Art der Köderführung konzipiert sind. Aber auch Minnows, Twitchbaits, Wakebaits und Swimbaits eignen sich in der Regel hervorragend dazu, einfach „gecranked“ zu werden.

Was hingegen meistens schlecht oder überhaupt nicht funktioniert, ist das Durchkurbeln von Poppern und Stick- oder Jerkbaits…

Twitchen

Das Twitchen erfordert schon ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl als das simple durchkurbeln eines Köders. Außerdem ist hier auch eine einigermaßen gute Anpassung des Geräts an den Köder erforderlich. Denn wenn das Besteck überhaupt nicht zum Köder passt, ist ein schönes Twitchen ungleich schwerer umzusetzen, als das mit abgestimmten Tackle-Komponenten der Fall wäre. Das Wort „Twitchen“ ist dem Englischen entlehnt und bedeudet soviel wie „Zupfen“. Das macht dann auch schon sehr gut klar, wie die Führung dieser Hardbaits funktioniert, wenn man sie twitcht: Sie werden gezupft. Natürlich nicht mit den Fingern, sondern über die Rute…

Dafür wird der Köder ausgeworfen, jedoch nicht sofort Kontakt aufgenommen (Kontakt aufnehmen = die Schnur zum Köder durch aufkurbeln spannen).

Der entstehende Schnurbogen (der natürlich trotzdem möglichst klein sein sollte, damit man noch auf Bisse reagieren kann) wird einfach ignoriert.

Nun wird die Rute ruckartig bewegt (nach oben oder unten), fast so, als wollte man einen Anschlag setzen. Natürlich vielleicht nicht ganz so intensiv, sondern mit viel Gefühl! Damit zerbricht man dann auch seine Rute nicht oder katapultiert den Köder aus dem Wasser. Eben gezupft. So ähnlich wie beim Jiggen.

Hierdurch wird unser Wobbler am anderen Ende der Schnur kurzzeitig beschleunigt, um nach unserem Zupfer mehr oder weniger sofort wieder abzubremsen. Je nach Bauart des Hardbaits, bricht dieser dabei förmlich „aus der Spur“, was für unseren Zielfisch ziemlich realistisch wirkt, ganz wie bei einem echten Futterfischchen.

Das Ganze wirkt umso realistischer, je variabler wir zupfen. Das bedeutet im Klartext, dass wir nicht nach jedem Zupfer wieder unseren Schnurbogen einkurbeln, sondern vielleicht zwei-, drei- oder viermal in die Schnur twitchen. Erst dann gehen wir wieder auf Kontakt zu unserem Köder. Auch die einzelnen Twitches können in der Intensität sehr gut variiert werden!

Twitchbaits wollen getwitched werden…
Das richtige Gerät zum Twitchen

Wie schon eingangs erwähnt, ist es für eine gute Umsetzung der Technik wichtig, das Rute und Köder gut aufeinander abgestimmt sind! Sonst wird es schwierig! Klar, Wurfgewicht und Köder sollten immer zusammenpassen, aber gerade beim Twitchen sollte man die Rute nicht „überdosieren“. Vielleicht geht es nur mir so, aber für mich ist es unheimlich wichtig, dass ich die Aktion des Köders über die Rute spüre. So weiss ich, was da unter Wasser passiert. Pilkrute und Squirrel würden da nicht funktionieren….

Desweiteren sollte man auch darauf achten, dass die Rute nicht zu weich ist. Es funktioniert zwar auch mit langsameren Rutenaktionen, allerdings machen schnellere und härtere Ruten mehr Sinn und Spass, weil einfach nicht soviel „Zupfenergie“ im Blank verpufft, sondern die Übertragung auf den Wobbler direkter ist.

Auch beim Twitchen hat man eine ziemlich große Auswahl an geeigneten Ködern, bzw. lassen sich viele Köder twitchen. Die perfekte „Beutefisch“-Performance legen dann jedoch meistens tatsächlich nur echte Twitchbaits an den Tag. Twitched man beispielsweise einen Crankbait oder gewöhnlichen Minnow, passiert meistens ausser der Köderbeschleunigung nicht viel. Genausogut könnte man da auch „Stop-&-Go“ kurbeln. Ein konzipierter Twitchbait hingegen bleibt nicht so spurstabil wie andere Köder und genau dieses Ausbrechen möchte man ja der Führung dieser Hardbaits erzielen.

Jerken

Das Jerken ist dem Twitchen eigentlich ziemlich ähnlich. Auch hier wird der Köder so gut wie ausschließlich über die Angelrute bedient. Die Rolle dient nur dazu, die überschüssige Schnur aufzunehmen.

Ein „Jerk“ ist auf deutsch soviel wie eine kurze, ruckartige Bewegung oder Schlag und genau damit starten wir unseren Köder. Während wir beim Twitchen jedoch in die lose Schnur schlagen, bleiben wir beim Jerken stets in Kontakt zu unserem Köder, indem wir gleichzeit mit unserer Rolle Schnur aufkurbeln.

Das klingt kompliziert und das ist es am Anfang auch. Aber mit ein bisschen Übung wird die richtige Koordination schnell zur Gewohnheit – Und es lohnt sich das Jerken zu lernen! Wer vernünftig Jerken kann, beherrscht damit die Führung spezieller Hardbaits und vielzähliger Ködermodelle! Und noch dazu ist diese Technik sozusagen „abwärtskompatibel“: Alle Köder, die ich kenne, können gejerkt werden.

Jerkrute und Baitcaster sind ein gutes Team!
Jerken lohnt sich!

Zwar bedeutet das nicht, dass man aus jedem Köder einen Jerkbait machen kann, indem man ihn einfach jerkt, aber jeder Köder läuft mit dieser Technik. Das soll auch nicht heissen, dass es besser wäre, einen Minnow oder Crankbait zu jerken, natürlich nicht, aber theoretisch ginge es und für mich ist es auch immer eine gute Trainingsmethode gewesen, da ich mich zu anfangs mit dieser Technik ziemlich schwer getan habe…

Wie schon gesagt: Mit dem Jerken hat man Kontrolle über effektive „Spezialköder“, die Jerkbaits. Diese Köder lassen sich ausschließlich mit der zugehörigen Führungstechnik bedienen und sind in der richtigen Situation eine echte Raubfischwaffe! Zudem werden auch viele Oberflächenköder, wie die klassischen Frösche, Popper oder Stickbaits allesamt gejerkt, sodass sich hier wahrlich neue Welten öffnen, nachdem man diesen Führunsstil erlernt hat…

Noch ein kleiner Tipp: Auch beim Jerken verhält es sich wie beim Twitchen, was das Gerät betrifft: Je besser man hier sein Setup abstimmt, desto leichter und erfolgreicher wird das Angeln von der Hand gehen! Rute nicht zu weich und schön an das Ködergewicht anpassen…

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